Warum es wichtig ist, die Pläne von heute nicht zu vergessen
Onkel Tobi (Hans Georg Lenzen)
Samstag Morgen fährt der Onkel
mit dem Wagen in die Stadt,
weil er für die nächste Woche
manches einzukaufen hat.
Schon wenn er sich wäscht und anzieht,
überlegt er hin und her,
wenn der gute Onkel Tobi
nur nicht so vergesslich wär!
Einen Besen für den Stall
für die Katze einen Ball,
für die Äpfel eine Schüssel
und den neuen Haustürschlüssel;
na, für diesmal ist’s nicht viel,
das behalt ich,
das behalt ich,
das ist ja ein Kinderspiel!
Unser Alltag: Gedächtnis trifft Zukunft. Was bleibt?
Du kommst hungrig nach Hause. Jetzt schnell etwas essen, aber ohne großen Aufwand. Im Gefrierfach liegt noch eine Tiefkühlpizza. Wie lange braucht die? 15 Minuten – super, da kann ich in der Zwischenzeit kurz ankommen. Also ab in den Ofen damit, und dann schnell die Alltagsroutine: Tasche auspacken, bequeme Kleidung anziehen, kurz ins Bad huschen.
Auf dem Weg zurück in die Küche siehst Du noch ein paar Dinge, die schnell erledigt werden können – die herumliegende Post sortieren, die Jacke aufhängen, und den Tisch abräumen. Dann ein kurzer Moment auf dem Sofa: einmal durchatmen. Der Blick aufs Handy verrät, dass es Nachrichten gibt. Ach, da rufe ich doch eben meine Mutter an, nur um mich kurz zu melden.
Während Du plauderst, steigt plötzlich ein seltsamer Geruch in die Nase. Moment mal, was ist das? Oh nein – die Pizza! Du rennst los, aber es ist zu spät. Dieses kulinarische Meisterwerk ist mittlerweile von unten komplett verkohlt. Wie konnte das nur passieren?
Das sogenannte prospektive Erinnerungsvermögen
Wenn es um unsere Fähigkeit geht, uns Dinge zu merken und an sie zu erinnern, denken wir meist an vergangene Ereignisse. Vielleicht an etwas, das heute Vormittag im Job passiert ist, oder an schöne Momente aus der Kindheit. In solchen Fällen rufen wir Informationen aus der Vergangenheit ab, holen sie aus dem Gedächtnis hervor und nutzen sie im Hier und Jetzt für das, was wir damit tun möchten.
Doch es gibt eine andere Art des Erinnerns, die mit ganz eigenen Herausforderungen verbunden ist und die wir alle kennen: das prospektive Gedächtnis. Hierbei müssen wir uns in der Zukunft an etwas erinnern, das wir uns in der Vergangenheit vorgenommen haben. Zum Beispiel daran, die Pizza rechtzeitig aus dem Ofen zu holen, um sie nicht anbrennen zu lassen. Oder daran, nach Feierabend die Mutter anzurufen. Oder daran, noch schnell den Mülleimer zu leeren, bevor wir das Haus verlassen.
Im Gegensatz zum „einfachen“ Erinnern (dem retrospektiven Gedächtnis) ist das Besondere am prospektiven Gedächtnis, dass es immer mit einer Handlung verknüpft ist, die in der Zukunft ausgeführt werden muss. Diese Handlung planen wir bereits in der Gegenwart, weil sie für uns eine gewisse Relevanz hat. Es reicht also nicht aus, lediglich daran zu denken – wir müssen die Aufgabe tatsächlich umsetzen. Bleibt die Handlung aus, verschwindet die Aufgabe in der Regel nicht einfach, sondern bleibt als unerledigtes Vorhaben bestehen. Häufig handelt es sich dabei um Dinge, die nicht nur „erledigt werden müssen“, sondern die wir tatsächlich auch umsetzen wollen.
Im Falle der Pizza wird die negative Konsequenz des Vergessens jedoch unmittelbar spürbar – denn eine Pizza ist ein äußerst sensibles „Projekt“, das genau auf die richtige Dauer im Ofen angewiesen ist. Schon wenige Minuten können den Unterschied zwischen einem genießbaren Essen und einer verbrannten Katastrophe ausmachen. Und oft merken wir erst in diesem Moment, wie selbstverständlich wir davon ausgegangen sind, dass das Herausholen der Pizza problemlos klappen würde.
„Ich bin so hungrig, ich werde sie bestimmt rechtzeitig herausholen“, denken wir vielleicht. Oder: „Ich bin ja hier, das ist kein Problem.“ Vielleicht machen wir uns aber gar keine bewussten Gedanken darüber, weil wir davon ausgehen, dass wir diese Aufgabe genauso automatisch und zuverlässig ausführen werden wie das Hineinschieben der Pizza in den Ofen. Doch genau hier zeigt sich die Herausforderung des prospektiven Gedächtnisses: Die Diskrepanz zwischen der Absicht und der tatsächlichen Umsetzung – ein sogenanntes „Intention-Action-Gap“ – wird nur allzu deutlich.
Wer kennt es nicht?
Diese kleinen Herausforderungen, die sich überall in unserem Alltag verstecken, oft unsichtbar, bis es zu spät ist? Welche kleinere oder größere Katastrophe fällt Dir spontan dazu ein? (Ha! Das retrospektive Gedächtnis lässt grüßen!) Fällt Dir gerade nichts ein? Vielleicht hast Du längst funktionierende Strategien entwickelt, die solche Stolperfallen minimieren. Oder aber, wie so viele von uns, kämpfst Du regelmäßig mit diesen alltäglichen Hürden – und fragst Dich hinterher, wie es wieder passieren konnte.
Die gute Nachricht: Wir alle kennen die Grundlagen, um besser mit diesen Herausforderungen umzugehen. Die eigentliche Schwierigkeit liegt nicht im Wissen, sondern darin, dieses Wissen konsequent in die Praxis umzusetzen.
Drei bewährte Strategien – einfacher, als Du denkst
- Das Wissen unserer Vorfahren: der Knoten im Taschentuch
Klingt altmodisch? Genau das ist der Punkt! Früher war ein Stofftaschentuch ein ständiger Begleiter, griffbereit in jeder Hosentasche. Ein Knoten darin diente als Erinnerungsstütze, weil es beim nächsten Griff in die Tasche direkt auffiel. Heute gibt es andere Hilfsmittel, aber der Gedanke bleibt derselbe: Wir brauchen etwas, das uns an unsere Absicht erinnert.
- Erinnerungsanker schaffen
Ob ein Post-it an der Haustür, ein Wecker, der uns daran erinnert, die Pizza nach 15 Minuten aus dem Ofen zu holen, oder eine App, die uns zur rechten Zeit den richtigen Impuls gibt – Erinnerungsanker helfen uns, den Moment nicht zu verpassen. Entscheidend ist, dass der Anker zu Dir passt und in Deinen Alltag integriert werden kann.
- Routine ist der Schlüssel
Erinnerungsstrategien funktionieren besonders gut, wenn wir sie regelmäßig anwenden und in feste Abläufe einbinden. Der tägliche Blick auf eine To-do-Liste, das automatische Einstellen eines Timers oder das Einrichten von Erinnerungen für wiederkehrende Aufgaben – all das entlastet unser Gedächtnis und macht uns den Alltag leichter.
- Das Wichtigste dabei
Egal ob Knoten, Post-it oder Timer – solche Hilfen können (!) unser Leben nicht nur strukturierter, sondern auch entspannter machen. Sie nehmen uns die Last, alles im Kopf behalten zu müssen, und geben uns Raum für die wirklich wichtigen Dinge.
Alles beginnt mit einem Eingeständnis
Bevor wir uns auf die Suche nach Strategien machen, sollten wir zuerst anerkennen, dass wir mit dieser Art des Erinnerns – der prospektiven Gedächtnisfunktion – oft ein Problem haben. Es mag sich in manchen Momenten so anfühlen, als könnten wir etwas auf keinen Fall vergessen. Und ja, manchmal klappt es tatsächlich, aber: Wie genau schaffen wir das eigentlich? Was ist unser Rezept? Wovon hängt es ab, dass es mal funktioniert und mal nicht?
Für die anderen Situationen – die vielen Male, in denen wir es eben doch nicht schaffen – beginnt der Weg zur Verbesserung mit einem ehrlichen Blick auf uns selbst. Ohne diese Einsicht, dass wir hier gezielt unseren Fokus legen sollten, wird es schwierig, Veränderungen anzustoßen. Denn auch wenn wir nicht jedes Mal das Haus abbrennen lassen, merken wir oft, dass wir Wege doppelt gehen, Fristen verpassen, andere enttäuschen oder Ziele nicht erreichen. Hier gilt: Mindset comes first. Bevor wir uns ans Ausprobieren konkreter Strategien machen, brauchen wir die innere Bereitschaft, uns dem Thema ernsthaft zu widmen.
Noch unsicher?
Wenn Du Dir nicht sicher bist, wie sehr Dich dieses Thema betrifft, dann nimm Dir die Zeit, Dich selbst und Dein Verhalten genauer zu beobachten.
Stell Dir folgende Frage: Auf einer Skala von 1 bis 10 – wie groß ist diese Herausforderung in Deinem Alltag?
Mach es bewusst, nimm Dir Zeit und gehe Schritt für Schritt vor. Beobachte, in welchen Situationen Dir Dinge entgleiten, und notiere, warum das passiert. Sammle Fakten über Dein Verhalten, statt Dich nur auf Annahmen über Dich selbst zu verlassen.
Diese ehrliche Bestandsaufnahme gibt Dir wertvolle Anhaltspunkte, um langfristig besser damit umzugehen. Die Wahrheit liegt nicht in Vermutungen, sondern in Deinem tatsächlichen Handeln. Und der erste Schritt beginnt im Kopf ...
Was bedeutet das fürs Geldmanagement?
Warum thematisiere ich das hier eigentlich? Ganz einfach: Weil genau diese Herausforderungen des prospektiven Gedächtnisses auch beim Umgang mit Geld eine Rolle spielen. Denk nur mal an die unbezahlte Rechnung, die längst fällig ist, oder das gesparte Geld, das für etwas ganz Bestimmtes vorgesehen war – und dann für etwas anderes ausgegeben wurde. Es sind oft genau diese „Kleinigkeiten“, die sich mit der Zeit zu größeren Problemen summieren können.
Und jetzt zu Dir: Erkennst Du Dich hier wieder? Wo fallen Dir solche Momente in Deinem Alltag auf – vielleicht sogar im Umgang mit Deinen Finanzen? Schreib es auf oder komm zu uns bei bricklebrit und wir sprechen drüber! Was sind Deine größten Stolperfallen, und welche Strategien helfen Dir, solche Situationen zu meistern? Ich bin gespannt auf Deine Erfahrungen!