Mit Kindern über Geld sprechen? Unbedingt!

Ein Auszug aus meinem Buch: Offene Gespräche über Geld mit Kindern

In meinen Gesprächen mit Eltern höre ich oft, dass sie mit ihren Kindern nicht (gerne) über Geld sprechen, weil die Informationsfülle in Geld- und Konsumdingen so extrem groß sei. Daher äußern sie den Wunsch, ihre Kinder davor beschützen zu wollen.

 

Nicht wenige Eltern hoffen, ihre Kinder so lange wie möglich vom Thema Geld fernhalten zu können. Im Grunde genommen wollen sie also die Informationen, die die Kinder erreichen, steuern. Doch wie erfolgreich kann diese Strategie sein – und: Ist es überhaupt eine Strategie? Was erreichen Eltern, wenn sie auf diese Weise handeln? 

 

Grundsätzlich ist der Versuch, Informationen zu steuern, eine wichtige Aufgabe der Eltern. Denn natürlich ist nicht jede Information für jedes Alter angemessen. Doch leider missbrauchen wir diese Aufgabe häufig. Missbrauchen? Ja, und zwar, indem wir immer „nur das Beste“ für unsere Kinder wollen. Nur „gute“ Informationen sollen sie erreichen, alles Negative, Schreckliche, Traurig- oder Angstmachende, Sorgenvolle wird vermieden, zurückgehalten, verheimlicht. Die Welt als rosarotes Bällchenbad, alles andere „kommt noch früh genug“. 

 

Doch Kinder brauchen auch negative Erfahrungen, um den Alltag zu meistern. Jeder Mensch wird in seinem Leben zigtausendfach mit Enttäuschungen konfrontiert. Den Umgang damit müssen wir nach und nach erproben, damit wir nicht als 40-Jährige noch so reagieren wie ein Kleinkind.

 

Diesen Prozess und die damit verbundenen Lernerfolge sollten Eltern ihren Kindern nicht vorenthalten. Mit unguten Gefühlen umgehen zu können, ist ein ganz wichtiger Bestandteil des Großwerdens. Zudem ist es gut, wenn Eltern sich fragen, ob beziehungsweise wieso sie den Umgang mit Geld überhaupt als negativ einstufen. 

bricklebrit Stoffesel lehnt mit dem Kopf auf einer Tafel mit der Aufschrift ‚Wir sprechen über Geld‘ – Symbol für offene Geldgespräche und finanzielle Bildung für Familien.
Unser Stoffesel ist bereit, mit Euch über Geld zu sprechen!

Der Versuch, Informationen zum Thema Geld zu steuern, hat außerdem einen Haken: Fast alle meine Gespräche und Workshops zeigen, dass dieses Beeinflussen nicht klappt. Immer wieder schnappen Kinder zufällig etwas auf und „basteln“ sich aus diesen Puzzleteilen ihre Ansichten.

 

Am Anfang finden wir es vielleicht niedlich, wenn sie den Geldautomaten als unendliche Quelle von Bargeld ansehen. Doch viele junge Erwachsene haben diese Einstellung prinzipiell beibehalten – und das ist dann nicht mehr niedlich. 

 

Wenn Zufalls-Informationen durch uns Eltern nicht eingeordnet werden, wenn wir mit unseren Kindern nicht offen über Geld sprechen, dann entsteht bei ihnen ein verzerrtes, unvollständiges Bild. Und es werden diffuse Ängste ausgelöst, etwa durch den Satz „Wir haben kein Geld“. Einordnen statt verschweigen – das ist unsere eigentliche Aufgabe als Eltern.

 

Und damit sind wir bei Möglichkeit zwei: offene, altersgemäße Gespräche, aktives Einordnen von Informationen. Das ist eine ganz wichtige Chance, um das Leben der Kinder mitzugestalten, zu prägen. Es sollte nicht dem Zufall überlassen werden.

 

Erreichen unsere Kinder Informationen, die wir eigentlich von ihnen fernhalten wollten, haben wir die Möglichkeit, ja die Pflicht, diese Informationen und die Gedanken dazu mit ihnen im Gespräch einzuordnen. Kinder können so anfangen, ihre eigenen Erfahrungen zu sammeln.

 

Die Einstellungen, Erfahrungen und Botschaften im Umgang mit Geld, die wir aus unserem Elternhaus mitgenommen haben, tragen wir in uns. Unsere Kindheit, die Art und Weise, wie unsere Eltern (gemeinsam mit uns) mit Geld umgegangen sind, wie in der Familie über Geld gesprochen wurde, was Eltern und nahe Verwandte vorgelebt haben, all das macht einen entscheidenden Teil unseres ganz persönlichen Geld-Charakters aus.


Kirstin Wulf hält ihr Buch 'Dann geh doch zur Bank und hol dir welches' in der Hand und zeigt den Stoffesel als Symbol für ihren Ansatz zur finanziellen Bildung. Foto: Landeszeitung Lüneburg.
Mit Herz und Humor: Kirstin Wulf präsentiert ihr Buch.

Doch was ist dieser Geld-Charakter eigentlich? Wann zeigt und offenbart er sich uns?

 Kommen wir bei der Arbeit, beim Geldverdienen, beim Einkaufen oder beim Thema Taschengeld damit in Berührung?

 

Bei jeder finanziellen Entscheidung, die wir alleine, mit unserem Partner oder innerhalb der Familie treffen, wird deutlich, wer wir sind.

 

Doch wer von uns achtet im Alltag schon darauf, dass es unbewusste Strömungen gibt, die uns ständig beeinflussen

 

Wann hat jemand ein gutes Verhältnis zu Geld? Und wann hat er Probleme? Wenn Menschen über die Stränge schlagen und Schulden anhäufen, dann ist für jeden offensichtlich, dass etwas schiefgelaufen sein muss. Aber was ist mit Menschen, die geizig sind oder denen es sehr schwerfällt, sich von ihrem Geld zu trennen, obwohl sie ausreichend besitzen? Auch spreche ich häufig mit Menschen, die nicht müde werden zu betonen, dass Geld für sie keine Bedeutung hat, unwichtig ist. Würde man das auch über andere Dinge sagen, die einen täglich beschäftigen? Übers Zähneputzen etwa? 

 

„In der Regel äußert sich ein unstimmiges Verhältnis zu Geld in extremen Verhaltensweisen: Entweder man lässt sich total davon leiten oder verachtet es förmlich“, erklärt Petra Bock, Autorin des Buchs Nimm das Geld und freu dich dran. Doch nur wenige Menschen zeigen, dass sie in Gelddingen mit sich und ihren Prägungen in Einklang sind. Und es sind meist diejenigen, die sich mit ihren alten Gefühlen, Ängsten, Einstellungen und Erfahrungen auseinandergesetzt haben, um herauszufinden, was sie verändern möchten oder was gut für sie ist.  

 

Geld unterscheidet sich nicht von anderen Themen, wenn es um einen „guten Umgang“ damit geht. Auch hier hilft nur Wissen – nicht Unwissen. Erwachsenen macht man es zum Vorwurf, wenn sie in Gelddingen „nichts wissen“ und falsch handeln. Aber sie haben es in der Regel nicht gelernt.

 

Kindern verhilft man andererseits bei allen möglichen Themen zu Wissen – nur eben nicht beim Geld. Das sollte sich ändern.

Ausschnitt aus dem Buch 'Dann geh doch zur Bank und hol dir welches' von Kirstin Wulf über den Umgang mit Geld und die Bedeutung offener Gespräche mit Kindern.“
Einblicke aus dem Buch: Offene und altersgerechte Gespräche über Geld mit Kindern.

 

Der vollständige Text ist in meinem Buch erhältlich, das umfassende Einblicke und praktische Tipps für Geldgespräche in der Familie bietet. Finanzielle Bildung ist wichtiger denn je – besonders im Elternhaus!

 

Das Buch ist derzeit nicht im regulären Buchhandel verfügbar. Interessierte können es exklusiv direkt bei bricklebrit bestellen.  

 

 

Kirstin Wulf: Dann geh doch zur Bank und hol dir welches. Rätselraten ums Geld im Elternhaus. Cividale Verlag 2016, S. 91 ff.

 


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