ADHS und Finanzen: Die unsichtbaren Hürden beim Geldmanagement verstehen

Warum haben wir mit ADHS und Geldmanagement so oft Probleme?

Was genau ist eigentlich „unser Problem“, wenn es um ADHS und den Umgang mit Geld geht? Warum fällt uns der Einstieg so schwer, warum ist es so schwierig, anzufangen, dran zu bleiben oder etwas konsequent zu Ende zu bringen – besonders, wenn es um Finanzen, Organisation oder diesen zentralen Lebensbereich geht? Warum hakt es ständig? Und vor allem: Warum ist das so?

 

Niemand hat uns je gesagt, dass ADHS das Risiko für bestimmte Komplikationen und Herausforderungen erhöhen kann – auch in Bezug auf Geldmanagement.

Stattdessen mussten wir selbst feststellen

  • Es fällt uns schwer, den Anfang zu machen.
  • Wir schaffen es nicht, dranzubleiben oder etwas regelmäßig zu tun.
  • Es wirkt, als würde es anderen leichter fallen – zumindest erledigen sie die Dinge.
  • Wir kämpfen ständig mit den Konsequenzen, wenn wir es nicht oder nicht rechtzeitig geschafft haben.

Um uns selbst zu beruhigen, sagen wir oft Dinge wie

  • „Es ist ja gar nicht so wichtig.“
  • „Das lohnt sich doch nicht.“
  • „Das ist doch nur was für Leute, die ich nicht mag.“
  • „Irgendwie klappt es ja trotzdem ab und zu.“

Aber manchmal denken wir gar nicht erst rational darüber nach. Stattdessen spüren wir einfach

  • Einen inneren Widerstand: Diese lähmende Mischung aus Unlust, Überforderung und der Ahnung, dass es anstrengend wird.
  • Druck und Angst: Die Sorge, etwas falsch zu machen, zu spät zu sein, etwas übersehen zu haben – oder die größte Angst: nicht genug Geld zum Leben zu haben und die Existenz zu sichern.
  • Stress, Scham und Schuldgefühle: Besonders, wenn unser Umgang mit Geld Auswirkungen auf andere hat – z. B. in einer Partnerschaft oder Familie.

Grünes Fluchtwegzeichen mit Pfeil und einer Person, die durch eine Tür läuft – Symbol für die Fluchtgedanken und die Suche nach einer Lösung bei den Herausforderungen von ADHS und Geldmanagement.
ADHS und Geldmanagement: Wie oft will man einfach nur weglaufen – aber wo ist der richtige Weg zur Lösung?

Warum gelingt es nicht – und warum wird alles nur noch stressiger?

Unser eigentliches Problem ist oft eine komplexe Kombination aus Faktoren, die sich gegenseitig verstärken:

An vielen Stellen unseres Lebens fällt es uns schwer, uns selbst zu regulieren – sei es in Gedanken, Emotionen oder Handlungen. Stattdessen agieren wir häufig impulsiv und automatisiert. Das führt dazu, dass uns oft genau das fehlt, was wir im Alltag dringend brauchen:

  • Ein besseres Bewusstsein für uns selbst und unsere Umgebung.
  • Kontrolle über unsere Impulse, die uns in wichtigen Momenten in die falsche Richtung lenken.
  • Klarheit im Denken, das durch Vermeidungsverhalten und ein schnell überlastetes Arbeitsgedächtnis eingeschränkt ist.
  • Regulation von Emotionen – sowohl bei negativen als auch bei positiven Gefühlen.
  • Steuerung der Motivation, um gezielt und nachhaltig aktiv zu bleiben.
  • Fähigkeiten wie Planen und Problemlösen, die uns helfen könnten, langfristige und durchdachte Entscheidungen zu treffen.

All diese Bereiche betreffen sogenannte kognitive Funktionen – also mentale Prozesse, die uns dabei unterstützen, bewusster, langsamer und mit einem klaren Fokus auf mittel- und langfristige Ziele zu handeln.

 

Wenn diese Funktionen beeinträchtigt sind, finden wir oft keine optimalen Lösungen für die Vielzahl an Entscheidungen und Aufgaben, die uns im Alltag begegnen. Manchmal finden wir gar keine Lösung.

 

Gelbe Tafel mit der Aufschrift ‚Information‘ und einer Uhr in einem U-Bahnhof – Symbol für Orientierung und Zeitmanagement, passend zu den Herausforderungen bei ADHS und Geldmanagement.
Was ist eigentlich unser Problem mit ADHS beim Geldmanagement? Hier steht es schon mal nicht!

Sichtbare Folgen

Die Defizite zeigen sich in vielen Bereichen:

  • Zeitmanagement – wir verlieren den Überblick und kommen ständig in Verzug.
  • Organisation – sei es im Haushalt, bei der Arbeit oder bei Finanzen, wir kämpfen, Dinge zu strukturieren.
  • Motivation und Emotionen – unsere Stimmung schwankt, und wir finden keinen konstanten Antrieb.
  • Planung – die Fähigkeit, vorausschauend zu handeln, bleibt oft auf der Strecke.

Das Ergebnis? Umsetzungsdefizite. Es reicht nicht, dass wir etwas wollen oder uns fest vornehmen, es umzusetzen – die Kluft zwischen Absicht und Handlung, das sogenannte Intention-Action-Gap, wird für uns zum Hindernis.

Unsichtbare Hürden

Vieles davon läuft unbewusst ab. Die kognitiven Ressourcen, die uns fehlen, und die unsichtbaren Hürden, die uns blockieren, nehmen wir oft nicht einmal wahr. Niemand hat uns je erklärt, dass diese Faktoren eine Rolle spielen – und doch beeinflussen sie unser Handeln unmittelbar.

Die Lösung: Denken gegen Nicht-Denken

Der Schlüssel liegt darin, unser Nicht-Denken mit bewusstem Denken anzugehen. Es mag paradox klingen, aber die größte Herausforderung ist gleichzeitig unsere Chance: indem wir lernen, unsere Denkprozesse zu verstehen und aktiv zu steuern. Denn nur so können wir die Muster durchbrechen, die uns bisher immer wieder zurückgeworfen haben.

 

Wo gibt es das schon, dass das größte Problem zugleich der Ausgangspunkt für die Lösung ist? Das ist keine einfache Aufgabe – aber eine, die es wert ist, angegangen zu werden.


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