Das findest Du in diesem Newsletter:
- Einladung zum Impulsvortrag: "ADHS und das Rätsel des Umsetzungsdefizits" am Dienstag, den 26. November 2024, von 18.30-19.30 Uhr
- Zum Hintergrund des Vortrags: Informationen zu den Themen und Fragestellungen, die im Vortrag behandelt werden.
- Tipps für emotionale Momente: Was kannst Du in Zeiten emotionaler Aufgewühltheit tun?
- Antwort von Kirstin: Eine Rückmeldung auf die Frage von Mathias, der wissen wollte, wie sich seine Schwierigkeiten im Umgang mit Geld mit ADHS erklären lassen.
Nach der ADHS-Diagnose
Warum es wichtig ist, in emotionalen Phasen achtsam zu entscheiden
Liebe ADHS-Interessierte, in den letzten Wochen habe ich mit Menschen gesprochen, die erst kürzlich ihre ADHS-Diagnose erhalten haben – oft nicht im jungen Alter, sondern mit 30, 40 oder sogar, wie bei mir, mit 50 Jahren. Eine solche Diagnose kann das Leben gründlich auf den Kopf stellen. Neben der Erleichterung, endlich einen Namen für das eigene Erleben der letzten Jahrzehnte zu haben, tauchen häufig gemischte Gefühle auf: Wut und Frust über verpasste Chancen und durchlebte Herausforderungen, die damals noch nicht einzuordnen waren, sind dabei keine Seltenheit.
ADHS wirkt sich oft auf zahlreiche Lebensbereiche aus: die berufliche Karriere, die Gesundheit, zwischenmenschliche Beziehungen und das Geldmanagement – überall besteht ein erhöhtes Risiko für Komplikationen. Viele von uns haben lange geglaubt, die Ursache für diese Herausforderungen liege allein bei ihnen selbst. Doch die Diagnose macht deutlich, dass es sich um eine ‚unsichtbare‘ Belastung handelt, die unser Leben in vielen Bereichen beeinflusst. Was steckt wirklich hinter ADHS, und warum beeinträchtigt es unsere Lebensgestaltung? Um ein tieferes Verständnis zu erlangen, brauchen wir mehr als nur die typischen Beschreibungen der Symptome. Häufig fehlt uns das Wissen über die weniger sichtbaren Effekte von ADHS – insbesondere über die Auswirkungen auf unsere Fähigkeit zur Selbstregulation.
In der emotionalen Phase rund um die Diagnose, in der wir uns erst einmal orientieren müssen, schwanken wir oft zwischen Erleichterung und Überforderung. Viele von uns erleben regelrecht ein Gedanken- und Gefühlschaos – was völlig verständlich ist. Doch gerade in dieser Zeit ist es wichtig, mit vorschnellen Entscheidungen vorsichtig zu sein. Es kann sein, dass wir unter dieser emotionalen Belastung Entscheidungen treffen, die langfristig nicht taugen. Hätten wir ein klares Verständnis davon, wie ADHS unsere Selbstregulation beeinflusst, wüssten wir: Es ist ratsam, in solchen Phasen auf große Entscheidungen zu verzichten!
Wenn der klare Kopf fehlt, sollten wir auf große Entscheidungen verzichten – das verhindert viele Schwierigkeiten.
ADHS ist eine neurologische Entwicklungsstörung, die häufig unsere kognitive Selbststeuerung beeinflusst. Die nötigen mentalen Ressourcen für überlegte Entscheidungen stehen uns oft nicht zur Verfügung – besonders dann, wenn wir emotional aufgewühlt sind. In solchen Situationen wird unser Denken eher durch Gefühle und verinnerlichte Überzeugungen gesteuert, und wir handeln noch weniger rational, als wir es ohnehin tun.
Gerade die Zeit nach der Diagnose ist ein Moment, in dem wir diese Vorsicht walten lassen sollten. Es ist hilfreich, sich Unterstützung zu holen, um reflektierter mit der neuen Erkenntnis umzugehen und die eigene Situation durch Austausch mit anderen besser zu durchdenken. Unter anderem genau dafür bin ich gern da!
Vom persönlichen Erlebnis zur gemeinschaftlichen Unterstützung
Für mich war die Diagnose der Anstoß, wie eine Forscherin auf Entdeckungsreise zu gehen. Ich wollte die Tiefen dieser Disposition begreifen und die Verknüpfungen meiner Geschichte entwirren. Mein Ziel war es, endlich die Zusammenhänge zu verstehen und einen Sinn in meinen Erfahrungen zu finden.
Da ich täglich mehr erkenne, möchte ich meine Einsichten auch anderen zugänglich machen. Immer wieder habe ich festgestellt, dass es an klaren und verständlichen Erklärungen fehlt, weshalb wir vieles mühselig selbst herausfinden müssen. Ich bin hier, um das Thema für uns alle greifbarer zu machen, damit wir gemeinsam davon profitieren können!
Eure
Einladung zum kostenfreien Online-Vortrag: Impulsreferat mit offener Fragerunde
ADHS und das Rätsel des Umsetzungsdefizits. Warum Verhalten nicht alles ist!
Details zum Vortrag
- ADHS – ein Verhaltensproblem? Zwar ist es offensichtlich, dass wir oft weniger tun, als wir uns wünschen oder was uns guttut. Doch reicht es aus, "einfach mal zu machen“? Sind mehr Disziplin, Willenskraft und Motivation die Lösung? Oder steckt die Lösung woanders?
- Viel vornehmen, wenig umsetzen: oft ein Umsetzungsdefizit. Schauen wir auf die Gründe und Hürden, die uns tatsächlich im Weg stehen.
- Hast Du Dich schon einmal gefragt, wie Verhalten gesteuert wird? Ist das nur eine Frage der Erziehung? Der Einstellung? Was, wenn hinter unseren Herausforderungen ganz andere Ursachen stecken?
Wann und wo findet der Vortrag statt?
- Dienstag, 26. November 2024
- Uhrzeit: 18.30 bis 19.30 Uhr
- Online per Zoom
- Anmeldung per Mail: Nutze den grünen Button oder klicke einfach hier!
- Anmeldeschluss ist der 20. November 2024
- Den Link erhältst Du am Tag des Vortrags.
- Die Teilnahme ist kostenfrei und unverbindlich.
Für wen ist der Vortrag gedacht?
- Dieser Vortrag richtet sich an alle, die mehr über ADHS erfahren möchten – sei es für sich selbst, für Angehörige, als Fachkräfte oder einfach aus Interesse.
- Ihr kennt andere, die das interessieren könnte? Schickt ihnen diese Seite gern weiter!
Welche praktische Relevanz hat das Thema?
- Ein besseres Verständnis von ADHS und den damit verbundenen Herausforderungen ist der Grundstein für alles, was wir im Umgang mit ADHS erreichen oder verändern möchten! Für wirklich alles!
Meine persönliche Verbindung zum Thema
- In meinen Veranstaltungen teile ich immer wieder meine eigenen Erfahrungen mit ADHS. Für mich wird die Theorie greifbarer, wenn ich sie mit alltagspraktischen Beispielen verknüpfe. Vielleicht ist das eine Technik, die auch Euch helfen kann. Ich würde mich freuen!
Kirstin, was ist ADHS eigentlich?
Klarheit im Denken ist die Voraussetzung für Handeln.
Denken ist ein komplexer Prozess. Und ein ADHS-Gehirn mag keine komplexen Prozesse. Mit ADHS verwechseln wir oft das, was wir als Denken wahrnehmen, mit bloßem Grübeln oder anderen Formen der gedanklichen Unruhe.
Ich helfe Dir, einen klaren Kopf zu bekommen und zu behalten, damit Du das umsetzen kannst, was Du Dir wünschst.
Aktives und bewusstes Denken ist das, was wir mit einem klaren Kopf assoziieren. Doch dieses Denken erfordert Energie und gezielte Anstrengung. Da sagt sich unser Gehirn nicht selten, dass es doch auch einfacher gehen müsste – und schon werden wir von Gefühlen und Meinungen überwältigt. Wenn es nach unserem ADHS-geprägten Gehirn ginge – und je länger wir ohne Diagnose waren, desto stärker hat sich diese Gewohnheit verfestigt – würden wir oft einfach bestimmte Denkprozesse im Alltag überspringen. Warum eine E-Mail lesen, wenn wir doch bereits wissen, was darin steht? Warum uns Gedanken über die Lösung einer Aufgabe machen, wenn wir stattdessen auch die Fenster putzen könnten?
Wenn wir nicht aufpassen, kann unser Gehirn uns zu Handlungen verleiten, die auf den ersten Blick praktisch erscheinen, aber oft nicht in unserem eigentlichen Interesse sind. Häufig führen wir bestimmte Dinge gar nicht erst aus, andere nicht weiter, und wieder andere bringen wir niemals zu Ende.
Da unser Gehirn so häufig flüchtig ist, müssen wir anfangen, es besser zu verstehen. Denn ohne dieses Verständnis können wir nicht weiterkommen! Wir benötigen Unterstützung, um die vielschichtigen und oft trickreichen Strategien unseres Gehirns zu meistern. Andernfalls können wir nur vor ihnen kapitulieren.
Woher bekommen wir diese Unterstützung? Das ist eine spannende Frage, und es gibt nicht nur eine Antwort darauf. Die Bedeutung von Gruppen und das gezielte Zusammenwirken mit anderen – sei es in einer ADHS-Community oder in Einzelsitzungen wie hier bei bricklebrit – sind dabei von unschätzbarem Wert! Denn wir benötigen den Austausch mit anderen Menschen, um klarer zu sehen und zu denken.
Entscheidungsfindung, lieber weniger schnell als richtig blöd.
Vorsicht bei Entscheidungen
In Phasen starker emotionaler Belastung ist es besser, keine richtungsweisenden Entscheidungen zu treffen.
Warum? Emotionen steuern unser Denken
In solchen Situationen reagiert unser Gehirn oft impulsiv oder stützt sich auf alte Gewohnheiten und Annahmen, statt aktiv und durchdacht zu
handeln.
Klarheit für große Entscheidungen
Richtungsweisende Entschlüsse erfordern eine aktive, durchdachte Vorbereitung – etwas, das unter starker emotionaler Last schwer umzusetzen ist.
Tipp für den Umgang mit Emotionen
Nimm Dir Zeit,
lass die Emotionen abklingen.
Hol Dir bei Bedarf Unterstützung,
um Deine Gedanken zu sortieren.
Damit Du wichtige Entscheidungen gründlicher durchdenken kannst, habe ich vier wesentliche Tipps für Dich zusammengestellt:
- Gib Dir Zeit: Lass die Emotionen erst abklingen, bevor Du handelst – auch wenn das schwerfällt. Es gibt Techniken, die Dir dabei helfen können und die sich auszuprobieren lohnen.
- Sprich über die Situation: Der Austausch mit anderen kann neue Perspektiven eröffnen – oder sprich mit Dir selbst, um Klarheit zu gewinnen.
- Hol Dir Unterstützung: Gedanklicher Support hilft oft, eine klarere Sicht zu bekommen.
- Behalte Dein langfristige Ziel im Blick: Noch besser, schreibe oder visualisiere es. So kannst Du prüfen, ob und wie bestimmte Entscheidungen Deine langfristigen Ziele beeinflussen könnten.
Fragen und Antworten zu ADHS und Geldmanagement (Mathias):
"Ich habe ADHS. Warum habe ich so viele Schwierigkeiten im Umgang mit Geld?"
Mangel an aktiver Kompetenz
Hallo Mathias,
eine mögliche Ursache für Deine Schwierigkeiten im Umgang mit Geld könnte darin liegen, dass Du, wie viele hierzulande, kaum aktiv und systematisch gelernt hast, mit Geld umzugehen – sei es in der Schule oder im Elternhaus.
Dieses Defizit ist in der Gesellschaft weit verbreitet, und viele von uns nehmen finanzielle Konzepte oft als abstrakter und schwerer greifbar wahr, ähnlich wie komplexe chemische Formeln oder höhere Mathematik. Ohne praxisnahe Beispiele erscheinen solche Konzepte schwer zu durchdringen.
Unsichtbare Realität!
Außerdem ist der Umgang mit Geld in vieler Hinsicht unsichtbar. Wir sehen zwar, was andere mit ihrem Geld tun und welche Resultate sie erzielen, doch viele grundlegende Aspekte wie Planung, Vorsorge und Prioritätensetzung bleiben verborgen und sind schwer zugänglich.
Die Unsichtbarkeit des Geldmanagements in der Kindheit
Gerade die Unsichtbarkeit im Umgang mit Geld schlägt oft schon in der Kindheit zu. Viele von uns werden nicht konkret in finanzielle Themen einbezogen, was es uns erschwert, die unsichtbaren Aspekte des Geldmanagements zu verstehen. Wenn wir dann als Erwachsene beginnen, uns mit Geld zu beschäftigen, fehlt uns häufig das Bewusstsein, dass es schon früh wichtig gewesen wäre, uns um diesen Bereich zu kümmern. In vielen Familien und Freundeskreisen findet der aktive Austausch über Geld nicht statt, sodass wir es versäumen, diese Fähigkeiten nachzuholen, die uns von Anfang an gefehlt haben. Es ist nicht nur ein Mangel an Wissen, sondern auch an den Gelegenheiten, in denen wir lernen könnten, wie man mit Geld umgeht.
Überwältigende Erwartungen
In der Erwachsenenwelt wird "plötzlich" erwartet, dass wir nicht nur den Umgang mit Geld beherrschen, sondern auch die damit verbundenen komplexen Konzepte dahinter verstehen und anwenden können. Diese Anforderungen können schnell überwältigend sein, besonders für uns mit ADHS, weil bei uns die kognitiven Funktionen zur Selbstregulation oft mit hohem Aufwand verbunden sind. Planung, Prioritäten setzen, Entscheidungen treffen – all das kostet kognitive Energie, die nicht immer leicht verfügbar ist.
Kognitive Anstrengung und Konkurrenz der Bedürfnisse
Zusätzlich steht dieser kognitive Aufwand häufig im Wettbewerb mit anderen Aktivitäten, die angenehmer und weniger anstrengend erscheinen. Das Bedürfnis nach sofortiger Befriedigung oder Ablenkung von stressigen Themen kann dazu führen, dass die Disziplin, sich mit Geldthemen auseinanderzusetzen, schnell nachlässt. Ist das bei Dir auch so?
Es fehlt nicht an der Fähigkeit – sondern am Anreiz und an der Energie
Ganz, ganz wichtig: Es mangelt nicht an Deiner Fähigkeit, diese Themen zu verstehen. Das wird nämlich häufig so rückgeschlossen, wenn Menschen etwas nicht tun, was sie besser tun sollten. Oder umgekehrt. Es fehlt nicht an Wissen oder bestimmten Fähigkeiten. ADHS ist ein Umsetzungsdefizit, und die Frage ist hier konkret, wo Dein Umsetzungsdefizit liegt.
Wenn wir erst einmal in unseren Defiziten gefangen sind, kann es leicht passieren, dass wir der Beschäftigung mit diesen Themen hinterherlaufen. Daraus entwickelt sich oft ein Bereich in unserem Leben, der mit negativen emotionalen Erfahrungen belegt wird. Das führt dazu, dass wir Geldmanagement als etwas Negatives empfinden, was eine Auseinandersetzung damit noch anstrengender macht. Diese Situation kann zu einer Negativspirale führen: Je mehr wir uns von einem Bereich fernhalten, desto schwieriger erscheint er uns. Um aus dieser Negativspirale herauszukommen, braucht es zusätzlich noch mehr Anstrengung und Motivation. Dies ist ein Teufelskreis, den viele von uns nur schwer durchbrechen können. So kann das Geld- und Finanzmanagement zu einer ständigen Herausforderung werden, die uns immer wieder aus der Bahn wirft.
Ich bin bei Dir und bei anderen mit ADHS überzeugt, dass Du mit einer neuen Auseinandersetzung sehr wohl die Zusammenhänge jederzeit gut durchdringen kannst. Unsere Herausforderungen mit ADHS liegen ja in der Regel in der Selbstregulation und somit der Fähigkeit, trotz der Alltagsherausforderungen langfristig dran zu bleiben.